"nachhaltige technologien" 1|2020
1 Der Begriff Suffizienz (von lat. sufficere, dt. ausreichen) steht in der Nachhaltigkeitsforschung, Umwelt- und Naturschutzpolitik für das Bemühen um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch. (https://de.wikipedia.org/wiki/Suffizienz_( Politik)) Nach dem Auftrag des Ministerrats wurde in internen und externen Veranstaltungen quer durch Österreich mit ca. 400 Stakeholdern an Maßnahmen gearbeitet, die die beschlossenen Handlungsfelder der Bioökono- mie mit Leben erfüllen sollen. Dabei sollte der Akti- onsplan jedoch nicht nur die Umsetzungsmaßnahmen beschreiben, sondern auch die Zuständigkeiten und die Finanzierung behandeln. Die Bioökonomie ist eine transdisziplinäre Strategie, die durch breit gefächerte Maßnahmen in allen Berei- chen umgesetzt werden soll. Sowohl im Forschungs- und Wissenschaftssektor, als auch in der Land- und Forstwirtschaft sind zahlreiche Aktionen zu setzen, um die Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu reduzieren und die regionale Wirtschaft zu stärken. Maßnahmensammlung im Aktionsplan Dafür sind auch nationale und europäische Förde- rungsinstrumente anzusprechen, um die infrastruk- turellen Maßnahmen umzusetzen. Die Mehrzahl der Maßnahmen sind aber legistische Vereinfachungen, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen oder entspre- chende Informationen für Produzierende, Konsumen- tinnen und Konsumenten. Dabei werden auch regionale Bioökonomiestrategien und Cluster zur weiteren Umsetzung und Vernetzung der Produktionsbetriebe eine wichtige Rolle spielen. Bestehende Bioökonomie-relevante Cluster werden auch eingebunden, um einen starken Auftritt für Tech- nologien und Produkte aus Österreich auf dem europä- ischen Markt zu schaffen. Die Ministerien werden dazu ein Monitoringsystem aufbauen, um die Fortschritte bei der Umsetzung transparent darzustellen. Bioökonomie, der Wechsel hin zu biobasierten Lösungen, ist eine der Schlüsseltechnologien zur Dekarbonisierung des Wirtschaftssystems und wird regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze generie- ren und damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele leisten. Grundlagen der Bioökonomie Die Bioökonomiestrategie beschäftigt sich jedoch nicht nur mit Ressourcen und Produkten, sondern auch mit der Ressourceneffizienz. Einerseits über die Reduktion des Konsums im Allgemeinen, z. B. durch Sharing, Reparaturfähigkeit und Suffizienz 1 , anderer- seits aber auch durch den effizienten Einsatz bzw. die effiziente Nutzung von biogenen Ressourcen. Daher bezeichnet die Strategie die ressourcenschonende Nutzung von Rohstoffen auch als Grundlage der Bioökonomie. In diesem Bereich ist die Umweltför- derung des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ein wesentliches Umset- zungsinstrument, da die Maßnahmen zur Ressourcen- und Energieeffizienz seit Jahren zu den prioritären Förderungsschwerpunkten gehören. Die Bioökonomie-Strategie baut auch auf zahlreiche andere Strategien auf. Einerseits natürlich auf die Bioökonomie Strategie für Forschung, Technologie und Innovation, andererseits aber auch auf sektorale Strategien wie die Digitalisierungsstrategie, den Walddialog oder den Masterplan für den ländli- chen Raum. Die nationale Strategie ist auch mit der 2018 überarbeiteten EU-Bioökonomiestrategie abgestimmt. Diese wurde unter der österreichischen Präsidentschaft präsentiert und markiert ebenfalls den Weg von der reinen Forschungsstrategie zu einer breiten Umsetzungsstrategie, die in alle Politikberei- che wirken wird. Ressourcen der Bioökonomie Als relativ kleines Binnenland mit vielen „unproduk- tiven“ Flächen setzt die österreichische Bioökono- miestrategie nicht nur auf die klassischen Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, sondern strebt vor allem auch die Erweiterung der Rohstoffbasis an. Dabei steht insbesondere die Nutzung von biogenen Abfällen, Reststoffen und Nebenprodukten aus der bisherigen Rohstoffnutzung im Vordergrund, aber auch die Forschung an neuen Rohstoffen, wie Algen, neuen Proteinquellen oder Reststoffen der klimare- levanten Begrünung von Städten wird angesprochen. Dipl.-Ing. Gottfried Lamers ist im österreichischen Bundesminsterium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), Abteilung VII/5 zuständig für Innovative Technologien und Bioökonomie. LEITARTIKEL 5 4
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MzkxMjI2