„Nachhaltige Technologien 2 | 2022"
ie aktuelle fossile Energiever- sorgungskrise verdeutlicht so ein- drücklich wie nie, wie wichtig eine rasche Energiewende und die damit einhergehende Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ist. Volatile Öl- und Gaspreise und die Unsicher- heit, ob in den nächsten Wochen noch ausreichend Gas für Haushalte und Industrie zur Verfügung stehen werden, weisen deutlich in Richtung Ausstieg aus fossilen Energieträgern und machen ein rasches Handeln notwendig. Daneben sind die durch das Über- einkommen von Paris erforderlichen Treibhausgasre- duktionen und die in den Rechtsakten des „Fit for 55“ 1 -Pakets mündenden Vorhaben der Europäischen Union ausschlaggebend für das im Regierungspro- gramm festgelegte ambitionierte Ziel, bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität in Österreich zu erreichen. Ein zentraler Baustein dafür ist die schrittweise De- karbonisierung der Wärmebereitstellung im Gebäu- desektor. Heizungsanlagen in Gebäuden sind für 10 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. Hauptverursacher sind Heizsysteme auf Basis fossiler Energieträger, worauf laut Statistik Austria bei privatenHaushalten rund 42%des Gesamt- energieträgereinsatzes für Raumwärme und Warm- wasser entfallen. Vor allem der Einsatz von Erdgas ist mit einem Anteil von derzeit 25 % in seiner Bedeutung gegenüber 1990 deutlich angewachsen, weshalb es gerade hier gilt, den Trend umzukehren und rasch auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen. Laut Berechnungen des Umweltbundesamts werden in Österreich derzeit rund 530.000 Ölheizungen (Hauszentralheizungen und Einzelöfen) in Wohn- gebäuden betrieben, weiters befinden sich rund 100.000 Ölheizungen in Dienstleistungsgebäuden. Der Bestand an Kohleheizungen ist mit ca. 11.000 Anlagen (Hauszentralheizungen und Einzelöfen) gering. Dagegen ist der Bestand fossiler Gasheizsysteme mit 1,25 Millionen Anlagen vergleichswei- se hoch, wovon sich über eine Million in Wohngebäuden und der Rest in Dienstleistungsgebäuden befinden. Den größten Anteil der fossilen Gas- heizungen machen mit rund 650.000 Anlagen Gasetagenheizung aus (Thermen in einzelnen Wohnungen). Insgesamt gibt es somit rund 1,9 Millionen Heizungs- systeme, die mit fossilen Brennstoffen betrieben wer- den und im Zuge der Wärmewende bis längstens 2040 auf klimafreundliche Alternativen umgestellt werden müssen. Zu den klimafreundlichen Alternativen zählen Wärmepumpen, Biomasseheizungen, Solarthermie, Geothermie und Fernwärme, die bis spätestens 2040 ausschließlich auf Basis von Abwärme und erneuerba- ren Energieträgern betrieben wird. Erneuerbares Gas und erneuerbare flüssige Energieträger sind aufgrund ihres hohen Exergiegehalts viel zu wertvolle Energie- träger, als dass sie zur Raumwärme oder Warmwas- sergewinnung verheizt werden sollten. Sie sollten vielmehr den sogenannten „hard to abate“-Sektoren vorbehalten bleiben, in denen andere Energieträger nicht effizient eingesetzt werden können. Damit diese große Menge von 1,9 Millionen Heizungs- anlagen umgestellt werden kann, braucht es zum ei- nen viele qualifizierte Professionist*innen, allen voran Installateur*innen und Heizungstechniker*innen. Zum anderen muss eine stufenweise Umstellung der Heizsysteme ermöglicht werden, um heimische Be- triebe und auch den Wärmepumpen- und Biomasse- heizungsanlagenmarkt nicht zu überfordern. Schließ- lich muss jetzt mit der Umstellung gestartet werden, um keine weitere kostbare Zeit zu verlieren. Förderungen sind ein erprobtes und gut geeignetes In- Foto: BMK Der Entwurf zum Erneuerbare Wärme-Gesetz Heidelinde Adensam D
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