„nachhaltige technologien 03 | 2023"

bis zur Dekarbonisierung anfallen, wird es Lösungen brauchen, um die noch verbleibenden Mengen an emittierbarem CO 2 einzuhalten. Notwendige Technologien bereits vorhanden Wichtig für das Gelingen der Transformation ist auch: Wir kennen alle notwendigen technologischen Prin- zipien bereits und müssen in keinem Szenario auf Technologien setzen, für die der Funktionsnachweis zumindest im Labormaßstab noch nicht zweifelsfrei erbracht ist - was bei einem Fahrplan bis 2040 auch grob fahrlässig wäre. In wichtigen Bereichen sind die notwendigen Technologien aber noch nicht marktreif und müssen daher konsequent und rasch mit der Unterstützung öffentlicher Mittel weiterentwickelt, demonstriert und in den Markt eingeführt werden. Das politische Ziel der Klimaneutralität ist klar, der Zeitpunkt unterscheidet sich in den einzelnen Volks- wirtschaften. Mit dem Jahr 2040 hat sich Österreich ein ambitionierteres Tempo vorgenommen, was wie- derum die Chance auf Innovations- und Technologie- führerschaften bietet. Der angestrebte Weg ist die Transformation mit möglichst viel Marktwirtschaft. Dazu müssen rasch die notwendigen Rahmenbedin- gungen und Spielregeln ausdiskutiert und vereinbart werden, Förderungen für die innovative Transforma- tion eingeschlossen. Und wir müssen nicht zuletzt an die dafür notwendigen Fähigkeiten denken und sowohl Karrierepfade als auch Ausbildungsmöglich- keiten anpassen. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir mit klarem Blick den Ernst der Situation erkennen und uns von den großen Herausforderungen weder lähmen noch aufhalten lassen, sondern mit Zuversicht in die Zukunft blicken – denn Zuversicht ist durchaus angebracht. Industriebetriebe können auch stark auf Best-Availa- ble und Breakthrough-Technologien setzen, was wir in einem dritten, so genannten Innovationsszenario, betrachteten: Hier findet eine hohe Integration der Wertschöpfungsketten vor allem in den einzelnen Betrieben selber statt. Dieses Szenario ist deutlich effizienter als das erste und liegt vom Energiebedarf etwa gleichauf mit der Kreislaufschließung. Unter dem Stichwort „Sektor-Kopplung“ haben wir als viertes Szenario einen Optimierungsansatz verfolgt, bei dem der inländische Primärenergieverbrauch auf Basis der nachgefragten Energiedienstleistungen minimiert und zu diesem Zweck Energie exergetisch optimal eingesetzt wird. Eine wichtige Technologie dabei – aber nicht nur in diesem Szenario - ist die Wärmepumpe. Energieverbrauch steigt, Importe auch in Zukunft notwendig In allen Szenarien steigt der Energieverbrauch des Industriesektors in Österreich bis 2040 um 15 bis 24 Prozent auf 132 bis 144 TWh an. Die Industrie wird – und das gilt für alle vier Szenarien - mehr Strom (plus 10 TWh) und mehr erneuerbare Gase (plus 23 TWh) brauchen, wie auch mehr Abwärme nutzen. Weitere 41 TWh kommen aus dem derzeit schon bestehenden Portfolio: 10 TWh feste Biomasse, 29 TWh Strom sowie 2 TWh Fernwärme. Dies zusammen (55 bis 60 Prozent je nach Szenario) sind die No-Regret-Optionen der Dekarbonisierung der Industrie - wir brauchen sie in jedem Fall. Die verbleibenden 40 bis 45 Prozent der Energieträ- ger sind szenariospezifisch und damit davon abhän- gig, in welche Technologien zur Dekarbonisierung in den Unternehmen und Branchen investiert und welche Energieträger durch die Energiewirtschaft er- zeugt oder importiert werden. Die Transformation der leitungsgebundenen Infrastruktur (Ausbau Strom- netz, Umbau Gasnetz, Neubau Wasserstoffnetz) und der Ausbau an Speichern sowie die Ausgestaltung der Regulierungen und Förderungen werden hier ebenfalls eine große Rolle spielen. Generell sind zwei Pfade zur Dekarbonisierung zu erkennen, die entweder zu einem großen Teil auf dem Einsatz von erneuerbaren Gasen (Biomethan oder Wasserstoff) oder aber auf einem Mix aus Strom, Wasserstoff und Abwärme basieren. Ein gewisser Anteil an prozessbedingten Treibhaus- gasen bleibt bei allen Szenarien übrig: Hier müssen Lösungen entwickelt und in der sicheren Anwendung zugelassen werden, um Treibhausgase effektiv und effizient abscheiden und deren Wirkung aus dem Kreislauf nehmen zu können. Auch für den Anteil an nicht prozessbedingten Emissionen der Industrie, die Andreas Indinger ist Head of Center Research & Innovation bei der Österreichischen Energieagentur. Zum Weiterhören: Petajoule. Der Podcast der Österreichischen Energieagentur ist der erste österreichische Podcast zum Thema Energie. In mehreren aktuellen Folgen wird über eine klimaneutrale Industrie diskutiert, etwa in den Folgen S05E02, S05E06 und S05E08. Petajoule kann auf allen gängigen Apps sowie auf der Website gehört werden: www.energyagency.at/petajoule LEITARTIKEL 5 4

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