„nachhaltige technologien 04 | 2024"
Die „Wir & Co“ Siedlung steht und ist seit Beginn 2024 bewohnt. Was haben die Beteiligten daraus gelernt? Was hat gut funktioniert, was weniger? Was waren die Herausforderungen und Lösungswege? Und was sagen die Bewohner*innen zu ihrer Siedlung? Eine Siedlung mit Gemeinschaft Zunächst einmal die „harten“ Fakten: Entstanden ist eine Siedlung am Bachweg in Eggersdorf. Zum Ballungsraum Graz sind es mit dem Rad etwa 50, mit den Öffis etwa 20 Minuten, das Zentrum von Eggers- dorf ist zu Fuß erreichbar. In der Siedlung können 33 Familien auf der Fläche von etwa 8 000 m 2 wohnen, was viermal weniger Fläche beansprucht als typische Einfamilienhäuser. Etwa 100 m² Boden pro Haushalt wurde versiegelt. Bei bestehenden Einfamilienhäu- sern ist es oft vier bis fünf-mal so viel. Die Siedlung wird durch die lokale Nahwärme versorgt und emit- tiert bilanziell durch Strom, Heizung und Warmwasser etwa 5 600 kg fossiles CO 2 im Jahr. Ein Haushalt ver- ursacht also jährlich so viel fossiles CO 2 wie 1 500 km Autofahren. In der Planung hat das Architekturbüro schwarz.plat- zer.architekten zunächst Varianten für die Anordnung der Gebäude am Grundstück erarbeitet, und dabei Feedback von der Begehung des Grundstücks mit den Interessent*innen einfließen lassen. Die Gebäude sollten Spielraum für verschiedene Wohnungsgrund- risse bieten, und dabei flächen- und energieeffizient sein. Im Freien sollten private und gemeinschaftliche chnell mal bei den Nachbar*innen nachfragen, weil kein Mehl mehr da ist? Die Teenager von neben- an übernehmen für etwas Taschengeld das leidige Rasenmähen, die Kinder spielen gemeinsam im Gar- ten, während sich die ältere Generation zum Kochen trifft … eine lebendige Nachbarschaft ist viel wert! Aber wovon hängt es ab, ob so eine Gemeinschaft entsteht? Passiert das zufällig oder kann das un- terstützt werden? Architekt*innen wissen, dass sie durch die Gestaltung einer Siedlung ihre Lebendig- keit fördern können. Positiv sind Flächen, die zur gemeinsamen Nutzung einladen. Spiel- und Kommu- nikationsflächen für Alte und Junge fördern die Ge- meinschaft. „Beim Reden kommen d‘Leut zam“ – dort wo man sich trifft, gibt es Potenzial für Freundschaf- ten und Kooperation. Partizipative Planung Das wissen auch die Expert*innen vom Stadtlabor. Sie haben gemeinsam mit Bauträger, Planungsbü- ro und AEE INTEC ausprobiert was passiert, wenn Bewohner*innen schon früh in die Planung mit ein- bezogen werden. Ziel war es, eine Siedlung zu planen und umzusetzen, - und zu schauen, wie sich ein frühes ‚Miteinander Reden‘, in der Fachsprache partizipative Planung genannt, auswirkt, und wie aufwändig das alles ist. Denn tendenziell ist Mitgestaltung gut für die Zufriedenheit – aber sie bedeutet mehr Aufwand für den Bauträger. S Anna Fulterer, Marina Bratić, Elisabeth Oswald Bei Planung und Bau der Wir & Co-Siedlung in Eggersdorf wurde untersucht, wie es sich auswirkt, wenn die zukünftigen Nutzer*innen bei der Gestaltung eingebunden werden Foto: Katharina Schwarz Mehrwert und Aufwand eines gemeinschaftlich entwickelten Wohnprojekts
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