„nachhaltige technologien 04 | 2024"
Literaturrecherche und Absprache mit diversen Stakeholder*innen ein Gesamtkonzept für eine mobile Trocknungsanlage erarbeitet. Das Konzept beruht auf einer zirkulären Luftführung, bei der die Luft an einem Kühlregister entfeuchtet und an einem Heizregister erwärmt und somit für die Trocknung konditioniert wird. Der Prototyp wurde mit entspre- chender Messtechnik ausgestattet, um genügend Daten für ein grundlegendes Verständnis des Kräu- tertrocknungsprozesses und den Energiebedarf der einzelnen Prozessschritte zu erhalten. Im Rahmen ei- ner Versuchsreihe im Sommer/Herbst 2023 wurde zu- dem ein mathematisches Modell entwickelt, das die zeitliche Abnahme der Wassermasse im Trockengut in Abhängigkeit verschiedener produktspezifischer Parameter beschreibt. Diese Parameter wurden für unterschiedliche Kräuter identifiziert. Dieses Modell wurde daraufhin einerseits zur modellgestützten Entwicklung der Anlagenregelung und andererseits zur Entwicklung eines intelligenten „Softsensors“ eingesetzt, der anhand von Temperatur- und Luft- feuchtigkeitsmessungen automatisch erkennt, wann das Trocknungsgut trocken genug ist. Die Qualität der Endprodukte wurde von den Expert*innen der Versuchsstation für Spezialkulturen des Landes Stei- ermark in Wies positiv bewertet. Nach Abschluss der Versuchsreihe wurden die generierten Daten ana- lysiert und energetisch bilanziert, um verschiedene mögliche Energieversorgungskonzepte zu erstellen. Für die zweite Versuchsreihe im Sommer 2024 wurde die Anlage um zusätzliche Sensoren sowie einen mo- dular gestalteten Sorptionsspeicher erweitert (siehe Titelbild), welcher die Entfeuchtung sowie Wie- dererwärmung der zirkulierenden Luft vornehmen soll. Durch diesen Ausbau ist die Anlage flexibler in der Energieversorgung und mobil einsetzbar. n der Lebensmittelproduktion werden nach wie vor überwiegend fossile Energieträger zur Bedarfsde- ckung eingesetzt, womit eine signifikante Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen einhergeht. Die Trocknung ist nicht nur einer der energieinten- sivsten Prozesse in der Lebensmittelindustrie, son- dern darüber hinaus kritisch für die Produktqualität, da der Trocknungsprozess genau an das jeweilige Trocknungsgut angepasst werden muss. Im Rahmen des Projekts SolSorpDry, das durch den Zukunftsfonds Steiermark im Zuge der GREEN TECH X Ausschreibung gefördert wird, wurde bei AEE INTEC in Gleisdorf ein erster Prototyp einer Trocknungsanlage entwickelt. Diese Anlage gewährleistet eine hohe Produktqualität bei minimalem Energieeinsatz, ist flexibel an verschiedene Trocknungsgüter anpassbar und für den Betrieb mit erneuerbaren Energien aus- gelegt. Durch die Zusammenarbeit mit der Versuchs- station für Spezialkulturen des Landes Steiermark in Wies konnte bei der Entwicklung ein besonderes Augenmerk auf eine flexible Trocknungslösung mit hoher Verfügbarkeit für kleinlandwirtschaftliche Anwender*innen gelegt werden. Um hohe Pro- duktqualität bei möglichst niedrigem Energieeinsatz zu erzielen, wird vom Projektpartner BEST - Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH ein smartes Re- gelungskonzept entwickelt, welches das hybride Ver- sorgungssystem (beispielswiese Sorptionsspeicher und Solarthermie) optimal betreibt und variierende Betriebsbedingungen hinsichtlich Wetter und Eigen- schaften der Trocknungsgüter berücksichtigen kann. Die steirischen Kernpartner Agrant GmbH und das Land Steiermark unterstützen das Projekt und stellen die Nähe zu potenziellen Anwender*innen sicher, um Skalier- und Multiplizierbarkeit zu gewährleisten. Im Zuge des Projekts wurde nach einer umfassenden I Peter Gruber, Jasmin Pfleger, Sandra Staudt, Manuel Dovjak, Wolfgang Weiß Trocknungsanlage mit Erweiterung Sorptionsspeicher (rechts) Foto: AEE INTEC Viel heiße Luft – Demonstrator einer mobilen Kräuter- trocknungsanlage 35 34 INDUSTRIELLE SYSTEME
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