„nachhaltige technologien 04 | 2024"
ie letzten Monate des Jahres 2024 könnten sich als Zeitenwende für Energie und Klima entpuppen. Nachfolgend wird argumentiert, wie das Energie- system angesichts der politischen Veränderungen in Österreich, in der EU und in der globalen Politik (COP28 u.a.) mit radikalen Innovationen resilient und zukunftsfit umgebaut werden könnte. Ein Faktencheck Zur Erinnerung die aktuelle Situation in Österreich. Ein Blick auf die aktuellen Energiedaten für 2023 zeigt einen Anstieg bei den Erneuerbaren im Ener- giemix, dafür war aber vor allem die gute Wasser- führung bei der Wasserkraft die Ursache, unterstützt durch die starke Expansion der Photovoltaik, aber nur bescheidene Zuwächse bei Wind. Sichtbar wird, dass der signifikante Rückgang beim Endverbrauch von Energie zu einem Drittel dem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und warmen Außentempe- raturen zuzurechnen ist, für zwei Drittel aber noch unklar ist, ob die Schocks durch Energiepreise und die möglichen Verknappungen bei Gas permanente Verhaltens- und Strukturänderungen ausgelöst haben. Innerhalb der EU wird Energie und Klima rückgereiht zugunsten von Wettbewerbsfähigkeit, vor allem bei der Industrie. Die USA haben diesbezüglich der EU mit dem Inflation Reduction Act 1 eine kräftige Herausforderung beschert, die vor allem ‘Low Carbon‘-Technologien forciert, von Stahl bis zu Brennstoffzellen. Zusätzlich bekommt die EU die Innovationskraft Chinas zu spüren, die bei Elektroau- tos von der EU mit Ausgleichzöllen bis zu 35 Prozent beantwortet werden. Diese eher ernüchternde Zwischenbilanz zur Situa- tion bei Energie und Klima in Österreich und in der EU motiviert zu einem Nachdenken über politische Kurskorrekturen. Die nachfolgenden Vorschläge sind ein Diskussionsbeitrag, wie angesichts der neu zu bildenden Bundesregierung in Österreich eine konsensfähige Politik aussehen könnte, die einen Next Level für Innovationen bei Energie und Klima darstellt. Die Black-Box des Energiesystems öffnen Ein Neustart für eine effektive und konsensfähige Energiepolitik erfordert ein vertieftes Verständnis des gesamten Energiesystems (Abbildung 1). Zum besseren Verständnis ist bewusst die invertierte ener- getische Wertschöpfung dargestellt, beginnend mit der Verwendung und endend mit dem Aufkommen. Kaum bekannt ist die Verwendung von Energie nach den damit verbundenen Dienstleistungen, wie Wärme, mechanische Antriebe, Beleuchtung und Elektronik. Die dafür aufgewendeten Mengen an Nutzenergie zeigen, dass 17 Prozent durch Verluste bei Transformation und Verteilung verloren gehen. Mobi- lität und Niedertemperaturwärme beanspruchen die größten Verbrauchsanteile von zusammen 48 Prozent. Radikale Innovationen bei Gebäuden und Industrie Sowohl in Österreich als auch in der EU forcieren die bisherigen energiepolitischen Strategien vor allem den Ausbau von Erneuerbaren. Diese auf das Aufkommen fixierten Strategien sind notwendig, D Radikale Innovationen für das Energiesystem von morgen Reinhold W. Lang, Stefan P. Schleicher Foto: Reinhold W. Lang Foto: Stefan P. Schleicher
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