„nachhaltige technologien - 2|2020"

nologien, wie z. B. Sonnenkollektoren, Windturbinen oder Batterien für Elektroautos. Vor allem im Februar führten die Bemühungen zur Eindämmung des Virus in China zu potenziellen Engpässen in der Lieferkette für einige Technologien und Komponenten. Regierungen müssen sicherstellen, dass sie bei der Reaktion auf diese sich schnell entwickelnde Krise die Umstellung auf saubere Energien im Auge behalten. Eine Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigt, dass Regierungen direkt oder indirekt für mehr als 70 % der weltweiten Energieinvestitionen verantwortlich sind. Sie haben heute die historische Chance, diese Investitionen auf einen nachhaltigeren Weg zu lenken. Wie die IEA im Februar bekannt gab, haben die globa- lenenergiebedingtenCO 2 -Emissionen imvergangenen Jahr nicht zugenommen, obwohl die Weltwirtschaft um fast 3 % gewachsen ist 1 . Wir müssen dafür sorgen, dass 2019 als der endgültige Höhepunkt der globalen Emissionen in Erinnerung bleibt, und das bedeutet, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen müssen, um sie in diesem Jahrzehnt nachhaltig zu senken. Das Coronavirus birgt erhebliche Gefahren für den Übergang zu einem nachhaltigen Energiesystem Es ist gut möglich, dass die CO 2 -Emissionen in diesem Jahr aufgrund der Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaftstätigkeit, insbesondere den Verkehr, sinken werden. Aber es ist sehr wichtig zu verstehen, dass dies nicht das Ergebnis der Einführung neuer Politiken und Strategien durch Regierungen und Unternehmen ist. Es wäre höchstwahrscheinlich nur ein kurzfristiges Ereignis, auf das durchaus ein Wiederanstieg der Emissionen folgen könnte, wenn die Wirtschaftstätigkeit wieder anzieht. Wirkliche, nachhaltige Emissionssenkungen werden nur dann eintreten, wenn Regierungen und Unternehmen die Verpflichtungen erfüllen, die sie bereits angekündigt haben. Die Regierungen können die gegenwärtige Situation nutzen, um ihre Klimaambitionen zu verstärken und nachhaltige Konjunkturpakete mit Schwerpunkt auf sauberen Energietechnologien aufzulegen. Die Coronavirus-Krise richtet weltweit bereits erheb- lichen Schaden an. Anstatt die Tragödie durch die Behinderung des Übergangs auf saubere Energien zu verschlimmern, müssen wir die Gelegenheit ergreifen, die Energiewende zu beschleunigen. Regierungen können dem entgegenwirken, indem sie Politiken verfolgen, die sich bereits zuvor als erfolgreich erwiesen haben, wie z. B. Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden zu setzen, die Arbeitsplätze schaffen, Energierechnun- gen senken und der Umwelt nützen. Der jüngste starke Rückgang der Ölpreise ist aber auch eine große Chance für die Länder, die Subventionen für den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu senken oder abzuschaffen. Von diesen Subventionen gibt es heute weltweit rund 400 Milliarden US-Dollar, und mehr als 40 % dienen dazu, Ölprodukte zu verbilligen. Subventionen fossiler Energien, 2018 Quelle: Internationale Energieagentur (IEA- https://www.iea.org/topics/energy-subsidies ) Es kann gute Gründe für Regierungen geben, Ener- gie erschwinglicher zu machen, insbesondere für die Ärmsten. Viele Subventionen sind jedoch nicht sehr zielgerichtet und kommen wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen zugute. In der Praxis bewirken die meisten Subventionen, dass die Verbraucher zur Energieverschwendung ermutigt werden, was unnötig zu Emissionen beiträgt und die Staatshaushalte mit Kosten belastet, die ansonsten z. B. dem Bildungssys- tem oder Gesundheitswesen zur Verfügung stünden. Diese Situation ist ein Test für das Engagement von Regierungen und Unternehmen für den Übergang zu sauberer Energie Das Coronavirus birgt weitere Gefahren für den Über- gang zu sauberer Energie. China, das Land, das anfangs am stärksten vom Virus betroffen war, ist weltweit der Hauptproduzent von erneuerbaren Energietech- Dr. Fatih Birol ist Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA) Gesamtsubventionen als Anteil am BIP Öl Elektrizität Gas Kohle Iran Saudiarabien China Russland Indonesien Ägypten Indien Venezuela Algerien Mexiko VAE Irak Kasachsatn Kuwait Usbekistan Argentinien Turkmenistan Libyen Ukraine Südafrika Ecuador Pakistan Nigeria Bangladesch Aserbaidschan 0% 5% 10% 15% 20% 25% 0 15 30 45 60 75 Subventionen fossiler Energien [Mrd. US $] Anteil am BIP [%] (Vereinigte Arabische Emirate) 1 https://www.iea.org/news/defying-expectations-of-a-rise-global- carbon-dioxide-emissions-flatlined-in-2019 LEITARTIKEL 5 4

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