Serielle Sanierung in Wien überzeugt die Politik

© Tobias Holzer

Serielle Sanierung in Wien: Großes politisches Interesse an zukunftsweisender Gebäudetechnologie

In der Arenberggasse 4 in Wien-Landstraße wird derzeit anschaulich sichtbar, welches Innovationspotenzial in der seriellen Sanierung steckt – ein Ansatz, der zunehmend politische Aufmerksamkeit erhält. Am 12. November informierten sich Vizekanzler und Wohnminister Andreas Babler, Innovationsminister Peter Hanke sowie Wiens Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál persönlich über den Baufortschritt des Projekts. Der hochrangige Besuch verdeutlicht die Relevanz, die diese neue Sanierungsmethode für die zukünftige Energie- und Wohnbaupolitik Österreichs hat.

Im Mittelpunkt stand der sechsgeschossige Wohnbau der SOZIALBAU AG, der im Rahmen des Großforschungsprojekts RENVELOPE energetisch erneuert wird. Das Leitprojekt des Klima- und Energiefonds, angesiedelt im Programm „Vorzeigeregion Energie – Green Energy Lab“, wird von AEE INTEC koordiniert und von 17 Partner*innen aus Forschung, Immobilienwirtschaft, Architektur, Bau, Holzbau und Gebäudetechnik getragen. Gemeinsam entwickeln sie ein System, das zeigt: Gebäudesanierung kann schnell, effizient und sozialverträglich sein.

Herzstück der Technologie sind modular vorgefertigte Fassadenelemente, die sämtliche bautechnischen und energetischen Funktionen enthalten und in wenigen Tagen auf der Baustelle montiert werden – von Dämmung und neuen Fenstern bis zu Photovoltaik, Wärmepumpen, Lüftung und einem flächigen Heiz- und Kühlsystem. Die Arbeiten erfolgen minimalinvasiv, im vollständig bewohnten Zustand und nahezu ohne Lärm oder Schmutz.

Am Demonstrator in der Arenberggasse werden 60 Fassadenmodule angebracht, ergänzt durch zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen am Dach, eine zentrale Sole-Wasser-Wärmepumpe im Keller, eine Photovoltaikanlage sowie zwei Erdsonden im Innenhof. Dämmmaßnahmen an der obersten Geschossdecke und im Keller – ebenfalls mit Bauteilaktivierung – vervollständigen die umfassende Erneuerung. Künftig werden die Wohnungen von außen beheizt und im Sommer moderat gekühlt; das Bestandsmauerwerk dient dabei als effizienter Wärmespeicher.

Der Effekt ist deutlich: Der Wärmebedarf des Gebäudes in der Arenberggase wird um bis zu 80 Prozent reduziert, CO₂-Emissionen sinken jährlich um rund 100 Tonnen. Gleichzeitig gewinnen die Bewohner*innen deutlich an Kostensicherheit und Unabhängigkeit von Energiemarktpreisen – ein Aspekt, der auch politisch zunehmend im Fokus steht. Das Projekt stärkt zudem regionale Wertschöpfung durch eine Reduktion des Wertschöpfungsabflusses in Folge des Ausstiegs aus fossilem Gas, eine Forcierung des regionalen Handwerks sowie eine nachhaltige Wertsicherung des Gebäudebestandes und zeigt, wie der Ausstieg aus fossilen Heizsystemen im großvolumigen Wohnbau realistisch und leistbar gelingen kann.

Der Wiener Demonstrator Arenberggasse ist das zweite von drei Gebäuden, an denen RENVELOPE die Methode testet. Nach der Landesberufsschule Knittelfeld folgt noch ein Studentenwohnheim in der Grünen Gasse in Graz. Alle Gebäude werden über eine Winter- und Sommerperiode messtechnisch begleitet, um ein belastbares Fundament für den nächsten Schritt zu schaffen: die breite Skalierung der seriellen Sanierung.

Mit bereits mehreren geplanten Umsetzungen über das Projekt hinaus wird sichtbar, dass RENVELOPE nicht nur ein Forschungsprojekt ist, sondern Wegbereiter für eine neue Generation der Gebäudeerneuerung in Österreich.

Auftrag/Fördergeber

Klima- und Energiefonds

Programm

Vorzeigeregion Energie – Green Energy Lab

Projektkoordinator

AEE INTEC

Projektpartner

 

Kontakt

Cornelia Ninaus