Regionale Wertschöpfung im Bauwesen: Das Beispiel Möllersdorf zeigt Potenziale zirkulärer Transformation

© AEE INTEC
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Insbesondere in urbanen Transformationsprozessen erweisen sich regionale Stoffkreisläufe auch im Bauwesen als strategisch vorteilhaft. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das ehemalige Industrieareal „Werk Möllersdorf“ von KALLINGER PROJEKTE in Traiskirchen, wo sich das ReAssuRe-Team im März zu einem Projekttreffen einfand. Das Areal steht exemplarisch für drei zentrale Dimensionen städtischer Transformation:

  • Transformation der Wirtschaft: Die Metallfabrik ist geschlossen. Die alten Hallen sind nicht ausgelegt auf moderne und digitalisierte Prozesse.
  • Transformation der Energieversorgung: Die Gebäude sind schlecht gedämmt, erneuerbare Energiequellen werden aktuell nicht genutzt.
  • Transformation von Gemeinden: Das Areal befindet sich im Speckgürtel von Wien, mit guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur.


Vom Industrieareal zum nachhaltigen Stadtquartier

Das Ziel: eine ressourcen- und klimaschonende Transformation zu einem gemischt genutzten Quartier für Wohnen und Arbeiten. Neben dem Recycling von Baurestmassen – etwa zu Beton oder Füllmaterial – liegt der Fokus auf der maximalen Weiternutzung bestehender Bausubstanz. Dies gilt als ökologisch wie ökonomisch effizienteste Option. Im ehemaligen „Werk Möllersdorf“ können mehrere Hallen dank tragfähiger Mauerwerke, schadstofffreier Materialien und guter Substanzqualität direkt nachgenutzt werden.


Wiederverwendung statt Entsorgung

Wo eine vollständige Gebäudeverwendung nicht möglich ist, bietet die selektive Wiederverwendung einzelner Bauteile eine ressourceneffiziente Alternative zum Recycling. Dabei werden Komponenten aus dem Bestand rückgebaut, sofern ihre Materialeigenschaften eine sichere Zweitnutzung erlauben. Im Gegensatz zum klassischen Recycling ist dieser Ansatz energieärmer, da Bauteile nicht zerkleinert oder neu verarbeitet werden müssen.

Die zentrale Herausforderung liegt in der Bewertung der Bauteileigenschaften im eingebauten Zustand, also vor dem Rückbau. Nur so lassen sich gezielt solche Elemente identifizieren, deren selektiver Ausbau möglich und sinnvoll ist.


ReAssuRe: Prüfprozesse für die Bauteilwiederverwendung

Das Projekt ReAssuRe entwickelt Verfahren zur zerstörungsfreien Erfassung relevanter Bauteileigenschaften direkt im Bestand. Ziel ist es, praxistaugliche und kosteneffiziente Prüfprozesse zu etablieren:

  • die wesentlichen mechanischen und physikalischen Eigenschaften im eingebauten Zustand bestimmen,
  • keine strukturellen Schäden am Spendergebäude verursachen und
  • valide Aussagen für die Weiterverwendung ermöglichen.


Ein Beitrag zur Transformation der Bauwirtschaft

Standardisierte Prüfprozesse für Re-Use-Bauteile sind ein Schlüssel zur Skalierung zirkulärer Bauweisen. Sie schaffen die Grundlage für Planungs- und Rechtssicherheit, insbesondere im Hinblick auf Haftung, Gewährleistung und Genehmigungspraxis. Damit leisten sie einen substanziellen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Bauwirtschaft – ökologisch, ökonomisch und sozial.


Auftrag/Fördergeber

Klima- und Energiefonds

Programm

Technologie und Innovationen für die klimaneutrale Stadt 2023

Projektkoordinator

AEE INTEC

Projektpartner


Kontakt

Anna Fulterer